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Klassiker aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Psychologie - Allgemeine Psychologie, Veranstaltung: -, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn es ein Verdienst ist, die Psychoanalyse ins Leben gerufen zu haben, so ist es nicht mein Verdienst. Ich bin an den ersten Anfngen derselben nicht beteiligt gewesen. Ich war Student und mit der Ablegung meiner letzten Prfungen beschftigt, als ein anderer Wiener Arzt, Dr. Josef Breuer, [1] dieses Verfahren zuerst an einem hysterisch erkrankten Mdchen anwendete (1880-1882). Mit dieser Kranken- und Behandlungsgeschichte wollen wir uns nun zunchst beschftigen. Sie finden dieselbe ausfhrlich dargestellt in den spter von Breuer und mir verffentlichten Studien ber Hysterie.[2] Vorher nur noch eine Bemerkung. Ich habe nicht ohne Befriedigung erfahren, da die Mehrzahl meiner Zuhrer nicht dem rztlichen Stande angehrt. Besorgen Sie nun nicht, da es besonderer rztlicher Vorbildung bedarf, um meinen Mitteilungen zu folgen. Wir werden allerdings ein Stck weit mit den rzten gehen, aber bald werden wir uns absondern und Dr. Breuer auf einen ganz eigenartigen Weg begleiten. Dr. Breuers Patientin, ein 21jhriges, geistig hochbegabtes Mdchen, entwickelte im Verlaufe ihrer ber zwei Jahre ausgedehnten Krankheit eine Reihe von krperlichen und seelischen Strungen, die es wohl verdienten, ernst genommen zu werden. Sie hatte eine steife Lhmung der beiden rechtsseitigen Extremitten mit Unempfindlichkeit derselben, zeitweise dieselbe Affektion an den Gliedern der linken Krperseite, Strungen der Augenbewegungen und mannigfache Beeintrchtigungen des Sehvermgens, Schwierigkeiten der Kopfhaltung, eine intensive Tussis nervosa, Ekel vor Nahrungsaufnahme und einmal durch mehrere Wochen eine Unfhigkeit zu trinken trotz qulenden Durstes, eine Herabsetzung des Sprachvermgens, die bis zum Verlust der Fhigkeit fortschritt, ihre Muttersprache zu sprechen oder zu verstehen, endlich Zustnde von Abwesenheit, Verworrenheit, Delirien, Alteration